Ein wichtiger Faktor, um das richtige Getriebeöl auszuwählen, ist die
Viskosität. Die Viskosität beschreibt die Fließeigenschaften, also den
Grad der inneren Reibung einer Flüssigkeit. Je höher die Viskosität ist,
umso größer ist auch die innere Reibung. Getriebeöle mit einer hohen
Viskosität sind eher dickflüssig. Doch wieso ist das so wichtig? Die
Wahl der falschen Viskosität für das Getriebeöl kann schwerwiegende
Folgen haben und zur Schädigung des Getriebes führen.
Für Getriebeöle im KFZ-Bereich wurden folgende SAE-Klassen definiert:
SAE-Klasse
| Max. Temperatur bei 150000 cP [°C] (ASTM D 2988)
| Min. Viskosität [mm²/s] bei 100°C (ASTM D445)
| Max. Viskosität
[mm²/s] bei 100°C (ASTM D445)
|
70W
| -55
| 3,72
| -
|
75W
| -40
| 4,4
| -
|
80W
| -28
| 5,29
| -
|
85W
| -12
| 6,46
| -
|
80
| -
| 8,02
| <11,0
|
85
| -
| 10,15
| <13,5
|
90 | - | 13,13 | <18,5 |
110 | - | 17,4 | <24,0 |
140 | - | 23,74 | <32,5 |
190 | - | 33,33 | <41,0 |
250 | - | 48,49 | - |
Hinter der Abkürzung SAE verbirgt sich die Society of Automotive Engineers, die 1911 die verschiedenen Viskositätsklassen definiert und ausgeschrieben hat, um für Verbraucher eine einfachere Auswahl zu ermöglichen. Diese wurden 2005 an die aktuellen Bedürfnisse angepasst.
Im Automotiv Bereich gibt die Zahl vor dem W (Winter) an, wie sich die Getriebeöl Viskosität bei niedrigen Temperaturen verhält, also zum Beispiel bei Fahrtbeginn im Winter. Die Zahl hinter dem W gibt die Viskosität bei hohen Temperaturen an, konkret bezogen auf 100 °C. Ein Beispiel ist Getriebeöl 75w90, das vor allem für Schaltgetriebe in PKWs genutzt wird. Getriebeöle SAE 80 eignen sich hingegen vor allem für Nutzfahrzeuge.
Häufig sind Getriebeöle als Mehrbereichsöle ausgelegt und haben einen relativ hohen Viskositätsindex, welcher eine Kennzahl für die Abhängigkeit der Viskosität eines Schmierstoffes von der Temperatur beschreibt – ein hoher Index bedeutet eine geringe Abhängigkeit. Diese Getriebeöle erkennt man daran, dass sowohl vor dem W als auch dahinter eine Zahl steht. Somit haben Mehrbereichsgetriebeöle einen breiteren Temperatureinsatzbereich als Einbereichsgetriebeöle.
Die optimale Getriebeöl Viskosität verhält sich so, dass das Öl bei geringer Temperatur nicht zu zähflüssig ist, denn dann erreicht es nicht schnell genug die zu schmierenden Teile und kann keinen entsprechenden Schmierfilm ausbilden. Gleichzeitig darf es wiederum bei hohen Temperaturen auch nicht zu dünnflüssig sein, damit der Schmierfilm nicht abreißt.
Einbereichsöle haben eine wesentlich geringere Temperaturspanne als die Mehrbereichsöle. Bei denen steht entweder nur vor oder nach dem W eine Zahl. Aufgrund der geringen Temperaturspanne in Bezug auf die optimale Viskosität eignen sich diese Getriebeöle entweder für den Gebrauch im Winter oder Sommer bzw. werden dort eingesetzt, wo entsprechende klimatische Bedingungen gegeben sind.
Wichtig: Die SAE-Viskosität von Getriebeölen darf nicht mit den SAE-Klassen für Motoröl verwechselt werden.
Eine weitere gebräuchliche Klassifizierung ist die API-Getriebeöl-Klassifikation des American Petroleum Institutes, die eine Kombination aus Buchstaben (GL = gear lubricant) und Zahlen (zur Differenzierung des Leistungsvermögens) zur Einteilung verwendet:
GL-4 betrifft üblicherweise Schaltgetriebe
GL-5 findet vorrangig in Differenzialen und Achsen Anwendung
Klasse
| Anwendungen, Betriebsbedingungen
|
API GL-1 (interaktiv)
| Diese Öle sind ausgelegt für Anwendungen in Schaltgetrieben, die unter leichten Bedingungen hinsichtlich niedriger Flächenpressung und niedriger Gleitgeschwindigkeiten arbeiten, für de unlegierte Öle ausreichen. Antioxidantien, Korrosionsschutzadditive, Entschäumer oder Pour Point - Erniedriger können eingesetzt werden, um die Charakteristik für den vorgesehenen Einsatz zu verbessern. Reibwertverbesserer und EP Additive sind nicht erlaubt.
|
API GL-2 (interaktiv)
| Bezeichnet Öle für Anwendungsbedingungen in Schneckengetrieben für Achsen in Kraftfahrzeugen, die unter Betriebsbedingungen hinsichtlich Last, Temperatur und Gleitgeschwindigkeit arbeiten, die von API GL-1 nicht abgedeckt werden.
|
API GL-3 (interaktiv)
| Öle für Anwendungen in Schaltgetrieben und Kegelradgetrieben unter leichten bis mittleren Anforderungen hinsichtlich Drehzahl und Last. Die Anforderungen verlangen Öle mit einem höheren Lasttragevermögen als API GL-1 Öle, aber unterhalb der Anforderungen für Öle, die API GL-4 erfüllen.
|
API GL-4 (interaktiv)
| Bezeichnet Öle für die Anforderungen von Kegelrad- und Hypoidgetrieben in Antriebsachsen, die unter moderaten Last- und Drehzahlbedingungen laufen. Diese Öle können auch in ausgewählten Schalt- und Transaxle-Getrieben eingesetzt werden.
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API GL-5
| Bezeichnet Öle für Anforderungen in Getrieben, insbesondere Hypoidgetrieben (Differenzial) in Kfz Achsantrieben bei hoher Drehzahl und/oder niedrieger Drehzahl und hohen Drehmomenten. Öle, die gemäß den Spezifikationen MIL-L- 2105D (zuvor MIL-L-2105C), MIL-PRF-2105E und SAE J2360 freigegeben sind, erfüllen die Anforderungen für API GL-5.
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API GL-6 (interaktiv)
| Bezeichnet Öle für Anwendungen in Getrieben mit einem sehr großen Ritzelversatz. Solche Bauweisen erfordern (typischerweise) Fressschutz (für die Zähne) über das in API GL-5 Ölen enthaltene Maß hinaus. Die ursprünglisch für API GL-6 erforderlichen Tests sind nicht mehr in Gebrauch.
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Wichtig: Von den ursprünglichen sechs Kategorien ist heute nur noch die Kategorie GL-5 gültig und prüfbar. Auch GL-4 ist nicht mehr gültig und neue Öle können mangels Testequipment nicht mehr gemäß GL-4 qualifiziert werden.